Nahrungsmittelproduktion

Ein wichtiges Element, welches für das Überleben und die Fortpflanzung unserer Vorfahren wichtig war, war die Verwendung von Werkzeugen, um genügend Nahrung aus der Umwelt zu beschaffen. Mit Werkzeugen konnte mehr Nahrung effizienter beschafft werden als “mit bloßen Händen”. Über die meiste Zeit unserer Evolutionsgeschichte waren wir Jäger und Sammler. Eine Neuerung mit weitreichenden Folgen war die “Erfindung” von Landwirtschaft. 

Landwirtschaft ist eine Art Ko-Evolution oder Symbiose von Menschen und anderen Lebewesen: Bestimmte Pflanzen- und Tierarten, die in der Umgebung vorhanden waren, wurden von Menschen bevorzugt gegessen, für Kleidung und andere Zwecke verarbeitet, oder Tiere wurden für Schutz und Arbeit eingesetzt. Diese bevorzugte Nutzung bestimmter Arten führte dazu, dass Menschen diese Arten wiederum bevorzugt behandelten, fütterten oder beschützen, oder dass die Samen von Pflanzenarten sich in ihrem Umfeld ansammelten. So begann die Domestizierung – die natürliche Selektion von Lebewesen, in der der Mensch Selektionsfaktor ist (auch “künstliche Selektion” genannt, wenn diese Selektion bewusst geschieht). 

Neben dem Menschen gingen auch einige Insekten-Arten eine Symbiose durch Züchtung und Kultivierung von anderen Arten ein: z.B. die Blattschneideameisen, welche seit 50 Millionen Jahren bestimmte Stämme von Pilzen in ihren Nestern züchten und kultivieren. 

Verglichen mit der Pilz-Kultivierung der Blattschneideameisen ist die menschliche Landwirtschaft sehr jung – sie entstand vor ca. 10000 – 4000 Jahren parallel in mehreren Regionen der Welt. Durch Landwirtschaft kann mehr Nahrung, und nährstoffreichere Nahrung, aus der Umwelt gewonnen werden, als durch Jagen und Sammeln. So trug Landwirtschaft erheblich zu einem Bevölkerungsanstieg bei. Landwirtschaft veränderte die Ernährungsweise von Menschen und damit auch unsere Gene. Ein Drittel der Menschen haben heute z.B. eine Laktose-Toleranz, d.h. sie vertragen Milch und Milchprodukte auch im Erwachsenenalter. Dies sind hauptsächlich Menschen, die aus Regionen kommen, in denen Tierhaltung und Milchverarbeitung eine lange Geschichte haben. 

Landwirtschaft wirkte sich auch auf die soziale Organisation unserer Art aus: es begann die Sesshaftigkeit, die Anreicherung von Besitztum, die Ausbildung von Hierarchien und sozialer Ungleichheit in menschlichen Gruppen, die Möglichkeit, anderen Vorräte und Besitz durch Gewalt zu entwenden, und die Notwendigkeit, Besitztum vor anderen zu schützen.  

Durch verbesserte Technologien (Pflug, Mechanisierung, Düngung, wissenschaftliche Züchtung von Sorten) stieg die Produktivität in der Landwirtschaft immer mehr an. Ein Bauer konnte immer mehr Menschen um sich herum mit versorgen. Dies ermöglichte eine Spezialisierung von mehr Menschen auf andere Arbeit – Handwerk, Handel, Buchhaltung, Bildung, Wissenschaft, usw.  

In Ländern mit hoher Industrialisierung ist heute nur ein geringer Teil an Menschen in der Landwirtschaft tätig, während es in anderen Ländern mehr als 90% der Bevölkerung sind. Weltweit sind etwa 40 % der Menschen in der Landwirtschaft tätig.

Das Ziel 2 der globalen Nachhaltigkeitsziele ist es, den Hunger in der Welt zu beseitigen, und die Ernährung unserer globalen Gesellschaft auf nachhaltige Weise zu gewährleisten. 

Denn heute hungern immer noch etwa 800 Mio Menschen, und ca. 2 Mia Menschen leiden an Mangelernährung.

Wie werden wir uns in Zukunft ernähren? 

Wie können wir sicherstellen, dass sich alle Menschen so ernähren, dass es ihrer Gesundheit nicht schadet?

Wie können wir sicherstellen, dass niemand auf der Welt hungern muss?

Welche Rolle können und sollten z.B. Technologien, gemeinsam geschaffene Regulierungen, Bildung und Änderungen in unserem Verhalten spielen?