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Geistige Verzerrungen und ihre Funktionen

In dieser Unterrichtseinheit lernen die Schüler:innen das Konzept kognitiver Verzerrungen sowie eine Reihe wichtiger kognitiver Verzerrungen kennen, die unser Wohlbefinden und unsere sozialen Interaktionen beeinflussen können, identifizieren ihre Ursachen in der Evolutionsgeschichte, insbesondere ihre Funktionen für das Überleben und überlegen, wie sie mit kognitiven Verzerrungen umgehen können.

Psycholog:innen haben herausgefunden, dass unser Geist viele Tendenzen hat, die Welt auf eine bestimmte Art und Weise wahrzunehmen und zu interpretieren. Diese Tendenzen sind als „kognitive Verzerrungen“ (eng: cognitive biases) bekannt geworden. Psycholog:innen haben eine Menge von ihnen identifiziert – bis zu fast 200; aber viele von ihnen können in bestimmte Kategorien oder nach der Art ihrer scheinbaren Funktion gruppiert werden. Zu einigen der postulierten kognitiven Verzerrungen gibt es darüber hinaus nicht eindeutige Beweise, und die meisten von ihnen sind wahrscheinlich nur in bestimmten Situationen zu beobachten.

Kognitive Verzerrungen scheinen aus einem bestimmten Grund zu existieren: sie ermöglichen es uns, in einer komplexen Welt zu navigieren, die voller sich ständig verändernder Informationen ist. Und sie sind scheinbar das Ergebnis unseres individuellen Lernens im Laufe unserer Entwicklung sowie bestimmter Tendenzen, die wir (als soziale Säugetiere / Primaten) von unserer evolutionären Vergangenheit geerbt haben könnten.

Kognitive Verzerrungen funktionieren jedoch in der Regel nur „gut genug“, um zu überleben. Das bedeutet auch, dass sie oft zu „Fehlern“ führen oder auf eine Weise funktionieren können, die zu negativen Ergebnissen für uns und andere führen.

Einige Psycholog:innen haben kritisches Denken als „Denken zur Überwindung kognitiver Verzerrungen“ definiert (Lilienfeld et al., 2009). Um in Schüler:innen die Fähigkeit zum kritischen Denken zu fördern, insbesondere die Fähigkeit, kritisches Denken in verschiedenen und neuartigen Kontexten anzuwenden, scheint es daher unerlässlich, ihr Bewusstsein für die Allgegenwart unserer kognitiven Verzerrungen zu schärfen und mit ihnen zu überlegen, wie wir mit ihnen umgehen können.

Die Forschung zum „Debiasing“ (Überwindung kognitiver Verzerrungen) betrachtet einige Möglichkeiten, um dies zu erreichen: Training zum Erkennen und Überwinden bestimmter Verzerrungen in bestimmten Kontexten; oder Veränderung der Umweltbedingungen oder der Arten von Informationen, denen Menschen ausgesetzt sind, um es ihnen zu erleichtern, bessere Entscheidungen zu treffen (ähnlich dem Konzept des Nudging).

Das Bewusstsein für kognitive Verzerrungen, die sich insbesondere auf die Wahrnehmung unserer sozialen Welt beziehen, ist auch für Kompetenzen wie Empathie, Perspektivwechsel und Kooperationsfähigkeit relevant.

Autor: Susan Hanisch

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Literatur